Kriterienkatalog für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung – Wege in die Zukunft der Tierhaltung

Folgende Kriterien halten wir im Hinblick auf eine zukünftige Tierhaltung, die die Bedürfnisse von Menschen, Tieren und Umwelt berücksichtigt, für besonders wichtig:

Idealerweise sind alle diese Kriterien erfüllt, unsere Positivbeispiele können aber auch die teilweise Umsetzung dieser Ziele als einen Schritt/Weg in die richtige Richtung darstellen.

  1.  Bewegung – die Tiere sind nicht im Stall (Ställe nur als Witterungsschutz)
  2. fressen – entweder „Abfall“/Beiprodukte“ oder natürliche Vegetation,
  3.  Haltung im Herdenverband und keine Trennung von Müttern und Kälbern/Lämmern, etc.
  4.  Begrenzter therapeutischer Einsatz von Antibiotika
  5.  Tierhalter/Landwirte/Hirten können von der Tierhaltung eventuell in Kombination mit anderen Angeboten (Gemüseanbau, Urlaub auf dem Bauernhof etc.) ihren Lebensunterhalt sichern.
  6. Mehrnutzungstiere – also solche, bei denen sowohl die männlichen Tiere zur Fleischgewinnung als auch die weiblichen für Milch- oder andere Produktion genutzt werden. Keine reinen Milch- oder Eierrassen.

Von besonderer Bedeutung für eine nachhaltige Ausrichtung der Tierhaltung sind zudem diese ergänzenden Leistungen, die zum Umwelt- und Klimaschutz sowie zum Erhalt der Biodiversität beitragen:

Die Haltung alter, gefährdeter Nutztierrassen

Besondere Naturschutzleistungen z.B. Blühstreifen/ Pflanzenvielfalt im Weide- Auslaufbereich

Beweidung nicht ackerfähiger Areale

Schwalben- und Fledermausfreundliche Höfe etc.


Globaler Aktionsplan zugunsten einer nachhaltigen Nutztierhaltung

 

Der Globale Aktionsplan (Global Agenda of Action in Support of Sustainable Livestock Sector Development – www.livestockdialogue.org) wurde im Jahr 2011 von der Welternährungsbehörde (FAO) gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen (der Weltbank und dem International Livestock Research Institute/ILRI) zugunsten einer nachhaltigen Nutztierhaltung ins Leben gerufen, um den großen Herausforderungen im Bereich der Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft zu begegnen.

Die Zahl der Nutztiere ist in den vergangenen 50 Jahren in noch größerem Tempo gewachsen als die Weltbevölkerung selbst. Während sich die Anzahl der Menschen in diesem Zeitraum etwas mehr als verdoppelte, stieg die Zahl der Nutztiere um das 3,6-fache, und die Zahl der geschlachteten Tiere sogar um mehr als das 7-fache an. Im Zuge dieser Wachstumsprozesse in der Tierproduktion wurden die Haltungssysteme sehr stark intensiviert und die genetischen Grundlagen immer weiter auf wenige Hochleistungsrassen verengt. Dieser Trend führt zu einer besorgniserregenden zusätzlichen Belastung der natürlichen Ressourcen; besonders betroffen sind Klima, Wasser, Biodiversität, aber auch die Bodenfruchtbarkeit. Viele dieser intensiven Haltungssysteme kommen zudem nicht ohne den massiven von Antibiotika und Wachstumsförderern aus; dennoch begünstigt gerade diese Form der Tierproduktion die rasche Ausbreitung von Krankheiten.

Alarmierend ist, dass wir nach Aussage der FAO im Hinblick auf diese Entwicklungen erst am Anfang stehen. So wird geschätzt, dass sich die Nachfrage nach tierischen Produkten bis zum Jahr 2050 erneut fast verdoppeln wird. Das Dilemma, mit dem sich auch die FAO konfrontiert sieht, ist offensichtlich: einerseits wächst die Nachfrage nach Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln unvermindert weiter, andererseits sind die negativen Umweltwirkungen der intensiven Tierhaltung inzwischen unbestritten, insbesondere im Hinblick auf den Ausstoß klimaschädlicher Gase.

Im Rahmen des Globalen Aktionsplans sollen Empfehlungen erarbeitet werden, die als Orientierung für Regierungen dienen und als wissenschaftlich anerkannt gelten werden. Akteure aus Regierungskreisen, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Industrie und Wissenschaft bilden gemeinsam die sogenannte Multi-Stakeholder–Plattform, und versuchen, eine gemeinsame Strategie für eine nachhaltige Ausrichtung des Nutztiersektors zu entwickeln.

Es wurden drei Arbeitsgruppen (Focus Areas) zu verschiedenen thematischen Schwerpunkten gebildet. In der ersten Gruppe ist der thematische Schwerpunkt die Effizienzsteigerung in der Nutztierhaltung – wie kann die wachsende Weltbevölkerung zukünftig ernährt werden? Die zweite Arbeitsgruppe agiert nach der Zielsetzung einer stärkeren Förderung von Weideland. Arbeitsgruppe drei setzt den thematischen Fokus auf die Reduzierung von umweltschädlichen Emissionen, die aus der Tierhaltung resultieren.

Eine „Guiding Group“ übernimmt die Leitung und Koordination des Aktionsplans. Jeweils 7 Vertreter aus den drei Arbeitsgruppen wurden in dieses Gremium gewählt.

Dir Liga für Hirtenvölker schätzt die Bedeutung des Globalen Handlungsplans als weichenstellend für die zukünftige Entwicklung der Nutztierhaltung ein. Es ist daher von größter Wichtigkeit, nomadische Tierhalter und Kleinbauern, die immerhin 80% der tierischen Lebensmittel weltweit produzieren, an diesem Prozess teilnehmen zu lassen und ihnen eine Stimme zu geben. Nutztierhalter sind bislang nicht als eigenständige Interessensgruppe anerkannt, sie werden, wie die Vertreter der Industrie, unter dem „Privatsektor“ subsummiert.

Die Projektkoordinatorin der Liga, Ilse Köhler-Rollefson, wurde Anfang 2013 als Vertreterin der Arbeitsgruppe 2 in das Leitungsgremium gewählt und kann sich so für die Interessen von traditionellen Tierhaltern und Pastoralisten einsetzen.

 

Die Liga für Hirtenvölker und nachhaltige Viehwirtschaft unterstützt die Initiative des Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft.

 

Download PDF-Datei:
Positionspapier des Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft

 

The Ark of Livestock Biodiversity

 

From “Biocultural Protocols to the Ark of Livestock Biodiversity” is a joint project of the League for Pastoral Peoples and Endogenous Livestock Development and its partners in India (Lokhit Pashu-Palak Sansthan), in Pakistan (SAVES) and the LIFE Network Africa. It is supported by the Fondation d’Entreprise Hermes.

http://www.ark-biodiversity.org/